Inhalte (Basis- und Vertiefungslehrgang*)
*Die Inhalte des neu strukturierten Zertifizierungslehrgangs können hier nachgelesen werden
Seminar 1
Einführung in den Sexocorporel
- Sexualitäten im sozialen Wandel
- Entwicklung der Sexualwissenschaften, sexualtherapeutische Modelle/Schulen
- Theoretische Grundlagen des Sexocorporel: Übersicht über das Modell der physiologischen, kognitiven, Wahrnehmungs- und Beziehungskomponenten sexueller Funktionalität/Gesundheit
Der Sexualisierungsprozess (Sexualentwicklung)
- Geburt bis Alter: Altersspezifische Etappen der Integration des Erregungsreflexes in die sich entwickelnden psychischen, sozialen, kognitiven und körperlichen Funktionen
- Umgang mit kindlicher Sexualität
- Beratung von Eltern zur kindlichen Sexualentwicklung
Die sexuelle Erregungsfunktion
- Sexuelle Erregungskurven: Physiologischer Ablauf und Erleben der sexuellen Erregung als zu unterscheidende Phänomene
- Erregungsquellen und Stimuli
- Sexuelle Erregungsmodi: Erworbene Muster der Stimulation und des Körpereinsatzes beim Auslösen, Steigern und Entladen sexueller Erregung
- Exploration körperlicher Basisfähigkeiten wie der drei Dimensionen der Bewegung (Amplitude, Rhythmen und Muskeltonus), der Atmung, körperlicher Zentrierung, Haltung und Grounding mit deren Auswirkungen auf das Erleben und Denken
- Exploration spezifischer körperlicher Strategien zur Steigerung, Diffusion und Kanalisierung sowie zum Entladen sexueller Erregung («doppelte Schaukel»)
- Geschlechtsspezifische Unterschiede der Wahrnehmung, Kodifizierung, Symbolisierung und Aneignung der Erregungsfunktion
- Einfluss der Erregungsmodi auf das autonome Nervensystem und das Erleben von Sexualität
- Möglichkeiten der Erweiterung der Erregungsmodi mit Hilfe spezifischer körperlicher Strategien
- Voraussetzungen für lustvolles Erleben der sexuellen Erregung, Steigerung derselben, Hingabe, emotionale und orgastische Entladung als Voraussetzung der Orgasmie
Kognitive Komponenten
- Reflexion über Kenntnisse, Mythen, Normen, Ideale und Vorstellungen über Sexualität, individuelle Sexualitätskonzepte
- Einflüsse von Kognitionen auf die sexuelle Selbstwahrnehmung und auf sexuelle Lernschritte in verschiedenen Lebensphasen
- Verständnis für die top-down und bottom-up Interaktion zwischen Kognitionen und dem Körper und die gegenseitige Beeinflussbarkeit
- Bearbeiten dysfunktionaler Kognitionen
Seminar 2
Körperliche Basis des emotionalen Erlebens
- Autonomes Nervensystem als Basis des emotionalen Erlebens von Sexualität und zwischenmenschlicher Interaktion
- Prinzipien der Polyvagaltheorie (nach Stephen Porges) im Sexocorporel
- Interaktion der sexuellen Erregungsmodi mit dem autonomen Nervensystem
- Möglichkeiten der emotionalen Selbstregulation durch Einflussnahme auf autonome Prozesse (Atmung, Haltung, Bewegung)
Emotionale Komponenten: Definition und Entwicklung
- Geschlechtsidentitäten, Soziokulturelle Geschlechterrollen
- Gefühl der Geschlechtszugehörigkeit: Wahrnehmung des eigenen sexuellen Körpers und der Zugehörigkeit zur eigenen Gendergruppe. Entwicklungsetappen von Geburt an
- Lernschritte zur Erotisierung des eigenen sexuellen Körpers: diesen als sexuell erregend erleben, imaginieren und symbolisieren
- Sexuelle Selbstsicherheit: die Fähigkeit, Stolz auf seine erotische Kompetenz und seinen sexuellen Körper zu entwickeln und sich darin zeigen zu können. Körperliche Strategien zur Unterstützung der sexuellen Selbstsicherheit
- Sexuelles Lusterleben: Die Fähigkeit, genitale sexuelle Erregung lustvoll wahrzunehmen und mit lustvollen Emotionen und Gedanken zu verbinden.
- Emotionale Intensität: Die Fähigkeit, Sexualität leidenschaftlich zu erleben
Beziehungskomponenten
- Sinne und Sinnlichkeit
- Erotische Fähigkeiten: Exploration der drei Dimensionen der Bewegung im Berühren und im Berührtwerden
Einführung ins Lesen der Körpersprache
- Erarbeiten und Einüben erster Prinzipien der strukturierten Beobachtung der Körpersprache anhand einer Person als Modell («Modelling»): Gegenüberstellen von Beobachtung, Eindruck und Interpretation.
Seminar 3
Emotionale Komponenten: Definition und Entwicklung
- Sexuelles Begehren in seinen verschiedenen Formen – Identifikation der verschiedenen Bedürfnisse dahinter und der körperlichen Fähigkeiten, die es begünstigen
- Sexuelle Anziehungscodes: Art, Entwicklung und Erweiterbarkeit sexueller Präferenzen, Neigungen, Orientierungen
- Sexuelle Fantasien als Ressourcen oder Herausforderungen, Zusammenhang mit dem Körper
- Kognitiver Umgang mit Pornographie
Beziehungskomponenten
- Die Beziehungsmodi Autozentrierung/Egozentrierung/Heterozentrierung als Formen der Autonomie und Bezogenheit in Partnerschaften
- Beeinflussbarkeit der Beziehungsmodi über das autonome Nervensystem
- Verführung und «Antiverführung»: Einladen oder Druck machen – wirksame Strategien
- Körpersprache im Spiel des Verführens
- Erotisierung von Nähe und Distanz
- Erotische Kommunikation
- Paarintervention Sensate Focus nach Art des Sexocorporel
Bodyreading
- Üben der Prinzipien der strukturierten Beobachtung der Körpersprache anhand einer Person als Modell («Modelling»). Etablieren eines logischen Verständnisses des Erlebens der Person anhand der Ideomotorik.
Seminar 4
Therapeutisches Vorgehen
- Verständnis sexueller Probleme als Lösungsstrategien
- Entwickeln eines Vokabulars zum Sprechen über Sexualität
- Paar- und/oder Einzeltherapie?
Evaluationsmodell
- Evaluation der Erregungsfunktion
- Evaluation der Kognitionen, der Komponenten des sexuellen Erlebens und der Beziehung
- Bodyreading: Ideomotorik als körperliche Strukturierung emotionaler und sexueller Spannung; die Rolle des Bodyreading in der sexologischen Diagnostik
Evaluation, Diagnostik, Logik des Systems und Behandlungsmodelle
- Früh- und Vorzeitiger Samenerguss
- Anorgastie/Anorgasmie, vaginale Anorgastie/Anorgasmie
Therapeutische Technik, Arbeit mit Übungsverschreibungen
Biologische und sexualmedizinische Grundlagen
- Einblick in die Anatomie und Physiologie der Sexualität
Seminar 5
Evaluation, Logik des Systems, Diagnostik und Behandlungsmodelle
- Probleme mit dem sexuellen Begehren: Differenzieren emotionaler und sexueller Motive für Sexualität, koital sexuelles Begehren
- Vaginismus aufgrund einer Phobie oder bei einer Identitätsproblematik
- Dyspareunie bei Frau und Mann
- Erektionsstörungen
- Verzögerte/fehlende Ejakulation und Orgasmusprobleme des Mannes
Biologische und medizinische Grundlagen
- Auswirkungen des Alterns, von körperlichen Krankheiten und Behinderungen auf die Sexualität
- Genitale Schmerzsyndrome
Seminar 6
Geschlechtsidentität
- Vom biologischen zum sozialen Geschlecht
- Menschen zwischen den Geschlechtern, «Intersexualitäten»
Das Gefühl der Geschlechtszugehörigkeit (GdG)
- Entwicklung und Konstruktion
- Bedeutung der Erregungsfunktion
- Identifikation mit Gendergruppen und Geschlechtsstereotypen (kulturelle Zuschreibungen)
- Symbolisierung und Erotisierung des eigenen sexuellen Körpers und seiner Funktion
Evaluation, Logik des Systems, Diagnostik und Behandlungsmodelle bei Problemen mit dem GdG
- Verunsicherungen im Erleben der eigenen Männlichkeit/Weiblichkeit im Zusammenhang mit sexuellen Problemen
- Non-Binarität, Ambivalenz, Ambiguität, Heterophobie, Homophobie, Autogenitophobie, Inter- und Transgeschlechtlichkeiten
Sexuelle Anziehungscodes
- Polarität, Ausrichtung, Spektrum
- Funktion in Autoerotik und Beziehungssexualität
- Veränderung der Anziehungscodes beim Älterwerden
Evaluation, Logik des Systems, Diagnostik und Behandlungsmodelle bei Problemen mit den Anziehungscodes
- Ausschließlichkeit als Erregungsquelle: Fetischismus, Transvestismus, Dominanz/Unterwerfung, Sadomasochismus
- Von den traditionellen Perversionstheorien zum Konzept des Sexocorporel
Seminar 7
Evaluation, Logik des Systems, Diagnostik und Behandlungsmodelle bei Problemen mit sexueller Kompulsivität
- Subjektives Erleben der Unkontrollierbarkeit der eigenen sexuellen Impulse
- Dranghafte Suche nach sexuellen Kontakten; nach sexueller Lust/Erregung
- Dranghafter Exhibitionismus, Voyeurismus
- Dranghafte Suche nach Verführungsszenarien
- Dranghafte Pädosexualität
Sexualtherapie nach sexuellen Übergriffen/nach Traumaerfahrung
Evaluation, Logik des Systems, Diagnostik und Behandlungsmodelle bei verwandten Themen
- Dranghaftes Essverhalten
- Unkontrollierte Wut, Emotionsregulation
Seminar 8
Selbstevaluation
- Evaluation der Stärken, Fähigkeiten und Grenzen in den Komponenten des eigenen sexuellen Systems als Folge etablierter Lösungsstrategien und der eigenen Lerngeschichte
- Interventionen aus dem Sexocorporel als Basis für weitere Lernschritte
Abschluss
Abschluss und Auswertung des Ausbildungslehrgangs